­
02296 801-0      info@reichshof.de
A A

Der Wacholder im Oberbergischen Land

Wacholderheide ©druckreif-medien
Die Wacholderheiden sind durch die Waldweiden entstanden, wo die Landwirte seinerzeit das Vieh weiden ließen. Verschiedene Unterlagen geben Aufschluß darüber, daß der Ortshirt (Sameneishirt) das Vieh bis zum Jahre 1890 in die wacholderreichen Berghänge des Silberkuhlengebiets zum Weiden führte.
 
Ausschlagendes oder keimendes Laubholz wurde von den Tieren vernichtet. Auch der Wacholder wurde verbissen, was seinem Wachstum jedoch keinen Abbruch tat.

Zum Besiedeln einer Fläche braucht der Wacholder viel Zeit. So hat der verstorbene Lehrer Schöler in Hespert, der viele Jahre im wacholderreichsten Gebiet des Oberbergischen zubrachte und sich gewissenhaft mit dem Wacholder beschäftigte, gar nicht erlebt, daß eine wacholderfreie Ödlandstrecke zur Wacholderheide wurde.

Das Birkhuhn, das der wichtigste Verbreiter des Wacholders war, da es seinen Kot auf die freien Flächen absetzte, ist heute nicht mehr im Oberbergischen zu finden. Die Wacholderdrosseln und ihre Verwandten erscheinen heute noch. Da sie nach dem Äsen gerne auffliegen, findet man ihren Kot meistens unter Bäumen.

Auch die Waldmäuse ernten die Wacholderbeere, schleppen sie aber auf Häufchen unter oder dicht neben den Wacholder und entkernen die Samen Stück für Stück.

Die Verteilung der Wacholderheiden auf das Bergische Land läßt Häufungsgebiete erkennen. Die dichteste Anhäufung lag am Ortsrand des Oberbergischen in den Gemeinden Reichshof und Morsbach. Ein wacholderreiches Gebiet, das aber stärker aufgelockert war, ließ sich von Eckenhagen in nordwestliche Richtung bis in die Mark von Börlinghausen, das Quellgebiet der Wipper, verfolgen.
Über den Rückgang von Wacholderflächen gibt die Umschichtung des Forstes Aufschluß. Untersucht man aber die Wacholderheiden näher, dann erkennt man bald, daß sie ausnahmslos auf nährstoffarmem Böden wachsen. Die trockenen Wacholderheiden hatten Sandböden oder nährstoffarme Silikatböden. Der natürliche Wald dieser Böden ist der Eichen- und Birkenwald, der in hohen Lagen durch die bäuerliche Waldwirtschaft aus dem artenarmen Buchenwald entstanden sein kann.

Die Pflanzengesellschaft der Wacholderheiden wird durch ihre Herkunft bestimmt.

Am artenreichsten zeigt sich das Gebiet rund um Reichshof. Die Mischung aus Eichen- und Birkenwald und der feuchte Boden brachte die ganze Vegetation der feuchten Heide zu Tage.
Der Reichtum an Pflanzen dieses Gebietes reichte von Glöckchenheide, Rauschbeere, Englischer Ginster, Rasensimse und Sonnentau über Zungenenzian, Moorlilie, schneidigem Wollgras, braunem und weißen Schnabelried bis hin zu allen deutschen Bärlapparten, vom Alpenbärlapp abgesehen. Hinzu kamen Moose und Flechten. Der letzte dieser Bestände wurde nach dem ersten Weltkrieg bei Buchen durch Kultivierung vernichtet.

Von den oberbergischen Restbeständen sind drei in der Gemeinde Reichshof unter Schutz gestellt worden. Sie sind die einzigen Wacholderschutzgebiete im Bergischen Land, die noch aus der Vergangenheit zeugen.

1786:
Die Beerenernte (das Wacholderschlagen) wird geregelt, dabei darf das Wild nicht gestört werden.

1801:
Wer Wacholder erntet, hat 25 Reichstaler Strafe und Schadensersatz zu bezahlen.

1814:
Ausführlicher Erlaß des preußischen Zivilgouverneurs zwischen Weser und Rhein.

1. Vor Bartholomäi, dem 24. August, dürfen keine Beeren geschlagen und gesammelt werden.

2. Abreißen ist verboten, genauso das Vermischen von reifen mit unreifen Beeren.

3. Der Bürgermeister muß das Sammeln erlauben.

4. Wer gegen die Vorschriften verstößt, zahlt drei Taler Strafe, davon kommen zwei in die Armenkasse, einen erhält der Angeber.

5. Die Verordnung wird an den Kirchen der Wacholderbezirke angeschlagen.

Ob der Judastaler geholfen hat, ist nicht bekannt.

Gewerbsmäßiges Sammeln bis 1890 wurde aus den Schutzbezirken Altenrath, Alzen, Bergerhof, Denklingen, Escherhof, Hermesdorf, Hahnbuche, Hespert, Höhe vor Herchen, Morsbach, Nosbach, Oberellingen, Odenspiel, Seifen bei Holpe, Schönenbach und Pernze gemeldet.

Dagegen wurde in der Altgemeinde Eckenhagen bis zum Beginn des ersten Weltkrieges gesammelt. Die Sammler lieferten die Beeren an die Brennereien in Siegen, Olpe, Drolshagen, Siegburg, Köln, Remscheid, Solingen und sogar bis nach Thüringen. Um 1930 wird der Handel mit den Beeren, seitens der Brennereien verstärkt abgebaut, da der italienische Markt dickere und süßere Beeren anbot.

Später wurde nur noch vereinzelt von älteren Menschen der Wacholder für den privaten Gebrauch gesammelt.

Umfangreiche Pflegemaßnahmen werden von der Waldjugend Windfus in den Wacholdergebieten Wildberg, Branscheid und Hespert durchgeführt. Sie sorgte auch dafür, dass das Vorkommen oberhalb des Dorfes Wildberg unter Naturschutz gestellt wurde.



PDF-Dateien können mit dem kostenlosen Adobe Reader© angezeigt und ausgedruckt werden, den Sie über diesen Link downloaden können:
http://get.adobe.com/de/reader